Stilbeschreibung
"In erster Linie fühle ich mich als Musiker. Die Quelle meiner schöpferischen Tätigkeit ist die Musik selbst und nicht irgendwelche politische, ideologische oder ästhetische Absichten. Meine Botschaft ist nicht die Übersetzung von etwas anderem in Musik, sie ist an sich musikalisch. Ein anderes Charakteristikum meiner Kompositionen ist der Mangel an Ehrgeiz, die musikalische Sprache zu erneuern. Ich benütze vorhandene Worte dafür, was ich sagen will. Daher erwarte ich eine unmittelbare Wirkung meiner Werke auf die Zuhörer, es widerstrebt mir, sie zu erklären.
Die Qualität des Handwerks ist für mich wichtiger als ein origineller Stil. Geprägt wird meine Persönlichkeit freilich durch Abstammung, Erziehung und Vorlieben. Ungarische Tradition, der Einfluß der Wiener Klassik, bis zu einem gewissen Grad auch der zweiten Wiener Schule und vielleicht sogar mein Judentum könnten aus meinen Werken herausgehört werden. Meinem Gefühl nach gab ich mein Bestes in einigen meiner Vokal- und Kammermusikwerken."
Iván Eröd (1994)
Auszeichnungen
1961 Erster Preis des Bösendorfer-Klavierwettbewerbes
1962 Busoni-Wettbewerbe, Bozen: Zweiter Preis
1964 Zentralsparkasse der Gemeinde Wien: Förderungspreis für Komposition
1970 Republik Österreich Österreichischer Staatspreis Die Seidenraupen
1974 Stadt Wien Förderungspreis für Komposition
1978 Stadt Graz Würdigungspreis
1980 Bundeskanzleramt Österreich Kunst und Kultur Würdigungspreis
1981 Amt der Steirischen Landesregierung Joseph-Marx-Musikpreis
1986 Stadt Wien Preis für Musik
1993 Bartók-Pásztory-Preis, Ungarn
2001 Amt der Wiener Landesregierung Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
2001 Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
2006 ÖKB - Österreichischer Komponistenbund Ehrenmitglied
Ausbildung
1940 erster Unterricht bei Eröds Mutter Klavier
1941 - 1944 Unterricht bei György Kálmán Klavier
1944 - 1946 Unterricht bei Magda Káldi, nach der Deportation von György Kálmán durch die Nazis Klavier
1946 - 1951 Privatunterricht Klavier Kadosa Pál
1950 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Zwölftonseminar Jelinek Hanns
1951 Franz-Liszt-Musikakademie Budapest: Klavier Kadosa Pál
1951 Franz-Liszt-Musikakademie Budapest: Komposition (Ferenc Szabó)
1957 - 1960 Internationale Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt Darmstadt Klavier Steuermann Eduard
1957 - 1960 Internationale Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt Darmstadt Komposition Nono Luigi
1957 - 1961 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Klavier Hauser Richard
1957 - 1961 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Komposition Schiske Karl
1961 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Abschlussprüfung Komposition mit Auszeichnung
1961 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Abschlussprüfung mit Auszeichnung Klavier
1962 Siena Unterricht bei Guido Agosti Klavier
Tätigkeiten
1962 - 1968 Wiener Staatsoper Wien Solokorrepetitor
1962 - 1968 Wiener Festwochen Wien Studienleiter
1967 Universität für Musik und darstellende Kunst Graz Graz Lehrauftrag
1971 Universität für Musik und darstellende Kunst Graz Graz ao. Professur
1975 Universität für Musik und darstellende Kunst Graz Graz o. Professur für Komposition und Musiktheorie
1988 Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek Wien musikalische Dokumentation Iván Eröd (Konzert und Ausstellung) in der Musiksammlung
1989 - 2004 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien o. Professur für Harmonielehre und Kontrapunkt (Tonsatz)
1995 - 2002 Wien Leiter der Abteilung 1
2000 - 2001 Musikverein Wien - Gesellschaft der Musikfreunde in Wien Wien Composer in residence
2004 Emeritierung
2004 - 2005 Franz-Liszt-Musikakademie Budapest: Gastprofessur
zahlreiche Konzerttourneen als Pianist in ganz Europa und im Nahen Osten
zahlreiche Vorträge und Kurse in Ungarn, Deutschland, Großbritannien, Italien, den USA und Brasilien
Schüler:innen
Georg Friedrich Haas, Rudolf Hinterdorfer, Patricia Kopatchinskaja, Gerald Resch, Veronika Simor, Gernot Schedlberger
Aufträge (Auswahl)
1986 Minneapolis Symphony Orchestra Minnesota Sinfonietta
1989 Musikverein für Steiermark Kompositionsauftrag zum 175. Gründungsjahr Vox lucis - Kantate für Bariton, Oboe und Orchester
1995 ORF - Österreichischer Rundfunk 1. Symphonie "Aus der alten Welt"
Salzburger Festspiele
Steirischer Herbst
Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Minnesota Orchestral Association
ORF - Österreichischer Rundfunk
Amt der Steirischen Landesregierung
Musikverein für Steiermark
Stadt Münster
Carinthischer Sommer
2. Streichquartett
Aufführungen (Auswahl)
1956 Budapest erste öffentliche Aufführung (ein Lied für Gesang und Klavier)
1958 Jugendkulturwoche Innsbruck Innsbruck 1. Sonata - für Orchester
1958 Jugendkulturwoche Innsbruck Innsbruck Vier Stücke für Streichquartett
1958 Wiener Festwochen Wien Uraufführung Drei Sätze für Violoncello und Orchester
1968 Wiener Festwochen Theater an der Wien Uraufführung Die Seidenraupen - Oper in einem Vorspiel, sieben Bildern und einem Nachspiel
1977 Wiener Konzerthaus Uraufführung 1. Trio - für Violine, Violoncello und Klavier
1978 Musikprotokoll im Steirischen Herbst Uraufführung Orpheus ex machina - Oper in zwei Akten
1981 Salzburger Festspiele Salzburg Uraufführung Soirées imaginaires - für großes Orchester
1986 Minneapolis Symphony Orchestra Uraufführung Minnesota Sinfonietta
1988 Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek Wien
1995 Wiener Festwochen Musikverein - Großer Saal Urauführung, Auftragswerk des ORF 1. Symphonie "Aus der alten Welt"
1998 Berliner Festspiele Berlin Uraufführung durch das Scharoun-Ensemble Oktett - für Klarinette, Horn, Fagott, 2 Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass
1999 Camerata Salzburg Salzburg Uraufführung beim Silvester/Neujahrskonzert unter Sir Roger Norington Fermeture-Ouverture - für Orchester
1999 Gerald Pachinger (Klarinette), Richard Galler (Fagott), Claudius Traunfellner (Dir), Wiener Kapperphilharmonie (?) Musikverein Wien: Doppelkonzert für Klarinette und Fagott mit Begleitung des Orchesters (UA)
2001 Wiener Concert-Verein Musikverein - Brahms-Saal Uraufführung unter Leopold Hager 2. Symphonie
2002 Royal Albert Hall London Aufführung unter Sir Roger Norington in einem Promenadenkonzert Fermeture-Ouverture - für Orchester
2006 Styriarte Graz Personale Konzert für Violoncello und Orchester
2008 Wiener Festwochen Musikverein - Großer Saal Schwarzerde - Fünf Gesänge für Bariton und Orchester
Europäisches Forum Alpbach Alpbach
Bad Harzburger Musiktage
Hörgänge - Musik in Österreich
2016 Ernst Ottensamer (Klarinette), Andreas Ottensamer (Klarinette), Daniel Ottensamer (Klarinette), Wiener Philharmoniker, Andris Nelsons (Dirigent), Musikverein Wien: Tripelkonzert für drei Klarinetten und Orchester (UA, Iván Eröd)
Pressestimmen
"Eröds Musiksprache ist anspruchsvoll und trotzdem auch für eine breite Publikumsschicht leicht zugänglich. [...] Was ihm aber viel wichtiger ist [als Ehrungen wie das Große Silberne Ehrenkreuz der Republik Österreich], ist der Umstand, dass seine Werke im Laufe der letzten Jahre fester Bestandteil des Konzertrepertoires geworden sind und somit seine These untermauern, dass zeitgenössische Musik durchaus publikumswirksam 'populär' sein kann ohne an Qualität einbüßen zu müssen."
ORF, Ö1 Morgenjournal (Susanna Dal Monte)
"Mit Begeisterung wurde Iván Eröds Streichquartett Nr. 3 (op. 78) - ein Auftragswerk der Gesellschaft der Musikfreunde - vom Publikum aufgenommen. Eine Indien-Reise als Inspirationsquelle: Eingängige Melodik und prägnante Rhythmik prägen Eröds Musiksprache."
Kronen-Zeitung (Florian Krenstetter)
"Als Composer in residence hat Iván Eröd in dieser Saison einen Schwerpunkt der Arbeit des Wiener Concert-Vereins bestritten: Als eine Höhepunkt wurde nun seine 2. Symphonie von Leopold Hager aus der Taufe gehoben. Eine souveräne, effektvolle Aufführung! Entgegen dem oftmaligen Aufbau von ähnlichen Werken geht es in der Symphonie nicht um atmosphärische Aufhellung, sondern um Verdunkelung. Die 'Idylle' zu Beginn ist noch eine recht harmonische Ausgangsbasis. Doch idyllisch muss nicht spannungsarm bedeuten. Das Schwungrad dreht sich bald wilder. Aufgeregtes Zucken und Hasten, ein Getriebensein werden im zweiten Satz 'Unruhe' spürbar, die Ordnung scheint gestört. Scharfe, gleißende Schübe werden eingeflochten, Unruhe vor dem Sturm! Ganz am Ende - 'Klage und Aufschrei' wird der Energiesog dann mächtig und Eröd gelingt ein aufregender Schluss. Ein attraktives Werk, das seinen weg auf die Konzertpodien finden wird."
Kronen-Zeitung, OL
Violinsonate Nr. 2 op. 74
"Eröd hatte sich schon in seiner ersten Sonate vor gut dreißig Jahren für eine Entthronisierung der Atonalität entschieden. Diesmal aber gelang ihm ein regelrechtes Crossover, denn auf archaische Klänge und klassische Sexten- und Terz-Doppelgriffe folgten Csárdás-Rhythmen wie auch angeschliffene Intervalle aus Eröds Herkunftsland. Gegen Ende kulminierte das musikalische Geschehen in mitreßendem jazzigen Sound."
Der Standard (Beate Hennenberg)
Links Doblinger Musikverlag, "Von wohlklingender Qualität", Zeitschrift der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 10. 9. 2024): Biografie Iván Eröd. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/53310 (Abrufdatum: 21. 11. 2024).